Leseandacht zum 1. Sonntag nach Ostern: Der Auferstandene am See von Tiberias (Johannes 21,1-14)

  • Evangelische Kirchengemeinde Brambauer

    Wir grüßen Sie alle

    in Ihrem Zuhause ganz herzlich!



    „Was brauchen wir zum neuen Leben?“


    Diese Gedanken mögen Ihnen weiterhin Hoffnung und Mut schenken!

    Hoffentlich sehen wir uns bald wieder!



    Am Sonntag nach Ostern hören wir eine Hoffnungs-Geschichte. In dieser Geschichte wird erzählt, wie der Auferstandene den Jüngern erschienen ist. Ich finde diese Erzählung sehr „wunderbar“! Sie ist fast märchenhaft, aber auch mutmachend und hoffnungsvoll. Manchmal brauchen wir Menschen solche Geschichten, um glauben zu können, was da passiert ist. Wie im Märchen erscheint Jesus als Auferstandener dreimal. Jesus zeigt sich erst den Frauen, dann dem ungläubigen Thomas und nun den Fischern am See Tiberias. Aller guten Dinge sind drei!

    Die Jünger waren nach dem Tod ihres Meisters Jesu in ihren Alltag zurückgekehrt. Was blieb ihnen denn auch sonst übrig? Sie gingen wieder ihrem alten Beruf nach, denn sie mussten ja für ihre Leben sorgen. Wenigstens hatten sie sich gegenseitig. Sie waren beieinander geblieben und teilten die traurigen Erfahrungen und Erinnerungen. Sie waren mit Jesus unterwegs gewesen. Sie hatten miterlebt, wie er mit den Menschen sprach, wie er sie berührte, wie er ihnen Hoffnung gab und Zukunft eröffnete; wie er sie heil und satt machte. Mit seinem Tod hatten sie fast alles verloren. Nur die Heimat und die alte Gemeinschaft der Fischer hielt sie am Leben. Aber das Leben war so hart. Sie gingen an den See Tiberias und fischten. Sie fingen nichts. Sie mühten sich die ganze Nacht ab- aber nichts kam dabei heraus. Alles vergeblich- Enttäuschung, Ärger, Erschöpfung, Leere.

    Da erscheint Jesus am Ufer- im Morgengrauen, als die Müdigkeit am größten und die Nacht am kältesten war. Die Jünger ahnten nicht, dass Jesus ihnen jetzt so nahe war:„Kinder, habt ihr nichts zu essen?- Werft die Netzte aus- so werdet ihr fischen.“

    Der neue Morgen beginnt mit einem Auftrag und einem Versprechen, mit einer Verheißung. Die Jünger müssen dieses Wagnis eingehen. Sie müssen die Kraft aufbringen, noch einmal mit ihren klammen Händen nach den Netzen zu greifen, noch einmal Hoffnung auf einen Fang zu setzen. Sie gehen das Risiko ein, sich lächerlich zu machen, weil sie auf das Wort eines Fremden hin wieder raus fahren.

    „Er ist der Herr“- Die Sieben fangen mehr Fische als je zuvor, mehr als sie brauchen, um satt zu werden. Hier im Morgengrauen zeigt sich, was sie zum Leben brauchen: Jesus ist bei ihnen, mütterlich-väterlich, er kümmert sich, sieht ihre Bedürftigkeit nach Hoffnung und Sattwerden.

    Sie erkennen in dem Fremden am Ufer den Auferstandenen. Er war in dieser Nacht in ihrer Nähe. Er wusste, das sie nichts gefangen hatten.„ Kommt, haltet Mahl!“- Jesus ist wie eine fürsorgende Mutter, wie ein besorgter Vater, wie eine liebevolle Freundin, wie ein treuer Freund.

    Er gibt ihnen Brot und Fisch- Speise für Leib und Seele.

    Was brauchen Menschen zum Leben, was brauchen wir, damit in diesen Coronazeiten unsere Hoffnung nicht zuschanden wird?

    Wir brauchen die Gemeinschaft derer, die unsere Ängste und Enttäuschungen, aber auch unsere Hoffnungen mit uns teilen. Wir bleiben beieinander- wie gut, wenn wir das voneinander sagen können, in der Kirche, in der Gemeinde , in unseren Gemeindegruppen.

    Wir brauchen auch einen Ort, an dem unser Glaube und unsere Hoffnung eine Heimat haben; einen Ort, an den wir immer zurückkehren können; an dem wir uns sicher fühlen; an dem uns Lebens- und Arbeitsabläufe, Glaubenssprache, Hoffnungsbilder und Rituale vertraut sind. Wir brauchen Heimat, Gemeinschaft und liebevolle Zuwendung und Versorgtsein mit dem alltäglichen Brot.

    Jesus wendet sich nicht an die Zufriedenen, die Ausgeruhten; nein, er wendet sich an die Müden, die Frustrierten, die um ihren Lebensunterhalt Bangenden; an die, die nicht wissen, was sie ihren Lieben morgen zu Essen geben sollen.

    Wir brauchen die Nähe des auferstandenen Christus: Nähe, die wärmt und aufatmen lässt; die ausruhen und neue Kraft schöpfen lässt. Die Nähe des Auferstandenen muss fühlbar sein, sie kann nicht nur aus dem Wort allein kommen.

    Deshalb sehne ich mich so nach unseren Gottesdiensten und Zusammentreffen im Gemeindehaus. Ich sehne mich nach Abendmahl und Kaffeetrinken. Je länger die Pandemie und die Beschränkungen dauern, wird es mir immer klarer: Ich brauche eine neue Hoffnung. Eines Tages wird sich für uns auch der neue Morgen und der Auferstandene zeigen. Uns erwartet das Leben: Diese Botschaft erweist sich seit den Erfahrungen der Fischer auf sem See Tiberias als alltagtauglich und gerade darin als wunderbar! Auch für mich und uns alle!

    Bibeltext zum 1. Sonntag nach Ostern : Johannes 21,1-14

    Der Auferstandene am See von Tiberias

    Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so:

    Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger.

    Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sprechen zu ihm: Wir kommen mit dir. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts.

    Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.

    Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen?

    Sie antworteten ihm: Nein.

    Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten's nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische.

    Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte: »Es ist der Herr«, da gürtete er sich das Obergewand um, denn er war nackt, und warf sich in den See. Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht fern vom Land, nur etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen.

    Als sie nun an Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer am Boden und Fisch darauf und Brot.

    Spricht Jesus zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! Simon Petrus stieg herauf und zog das Netz an Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht.

    Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl!

    Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten: Es ist der Herr. Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt's ihnen, desgleichen auch den Fisch. Das ist nun das dritte Mal, dass sich Jesus den Jüngern offenbarte, nachdem er von den Toten auferstanden war.


    Friederike Scholz-Druba, Pfarrerin