30 Jahre Erzählcafe

Es sind nur drei Stufen bergauf und dann wenige Schritte weiter, eine Tür links. Dann steht im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Brambauer dem Klönen und Erzählen nichts mehr im Wege. Und das seit mittlerweile drei Jahrzehnten. Das Erzählcafe, in den Anfängen als Frühstückstreff deklariert, erfreut sich unter den Seniorinnen und den fünf Männern, stets großer Beliebtheit.

Einfach nur Unterhaltung, lockere Gespräche untereinander oder der Austausch von Sorgen. Denn geteiltes Leid ist nur halbes Leid. Bei Kaffee und Brötchen die Seele renovieren, für viele der zahlreichen Stammbesucher ist der Treff jeden Mittwoch von 08.45 bis 11 Uhr im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Brambauer ein Ventil zum Entspannen und gleichzeitigem Auftanken für das allgemeine Wohlbefinden.

„Bei unserem ersten Treffen am 19. Februar 1992 haben wir uns noch im einstigen Kindergartengebäude am Zentrum Karl-Haarmann-Straße 15 getroffen. Damals noch in einem Rhythmus von 14 Tagen. Nach dem Abriss des Gebäudes, einem Kurzintermezzo im „Philippus-Sun-Haus“ der katholischen Kirchengemeinde St. Barbara haben wir seit mehr als zwei Jahrzehnten unsere Heimat hier im Gemeindehaus gefunden“, so die Leiterin des Erzählcafes Bärbel Klaas. Die engagierte Sozialdemokratin übernahm vor 28 Jahren den Chefposten von Ideengeberin Erika Michels (Sozialarbeiterin im Kirchenkreis Lünen), welche gemeinsam mit Pfarrer i.R. Jürgen Vollmer dem beliebten Treffpunkt für Seniorinnen und Senioren Leben einhauchte.

Zusätzlich erhält Bärbel Klaas Unterstützung von den beiden Mitarbeiterinnen Annette Buntscheck und Grete Franek sowie Siegfried Fritsch, der als Fahrer beziehungsweise Abholer in der Verantwortung steht.

„In den Anfangsjahren sollte es einfach nur ein Angebot sein, soziale Kontakte für Senioren anzubieten. Mittlerweile ist das Spektrum gewachsen und durchaus vielschichtiger“, so Bärbel Klaas.

Denn neben dem gemeinsamen Frühstück gehören auch Tagesausflüge, beispielsweise nach Bad Sassendorf, Haltern am See, der Besuch eines Milchhofes in Unna oder die Fahrt ins Münsterland gehörten in der Vergangenheit zum festen Programm.

Ebenso geladene Gastreferenten zu bestimmten Themenblöcken, auszugsweise die behandelnde Frage über die Sichtweise der Reichspogromnacht oder die Sinnhaftigkeit „Was verspricht die Werbung und was hält sie?“ standen zur Debatte. Auch der Film „Die Kinder der Turnstunde“ wurde in der Vergangenheit durch den Lüner Filmemacher Michael Kupczyk vorgestellt.

Um den Erzählcafe beizutreten brauch es keine Mitgliedschaft. Auch die Konfession spielt keine Rolle. Egal ob evangelisch, katholisch oder neuapostolisch, vor Gott um im Erzählcafe sind alle gleich. Lediglich gute Laune und Lust auf Gemeinschaft sind die beiden Parameter.

Mit Waltraud Histermann, mittlerweile ist die Rentnerin 91 Jahre alt, ist auch noch ein Mitglied der „ersten Stunde“ mit von der Partie.

Mit einem Festgottesdienst am 20. Februar ab 10 Uhr in der Martin-Luther-Kirche, geleitet durch Pfarrerin Friederike Scholz-Druba, wird das Jubiläum „Wunderbare 30 Jahre Erzählcafe“ gefeiert. Neben einem Referat durch Bärbel Klaas über die Anfänge des Erzählcafes und einem Interview mit Pfarrer i.R. Jürgen Vollmer sowie die Ehrung verdienter Persönlichkeiten des Erzählcafes runden die Feststunde ab.

Selbstverständlich steht die Zusammenkunft unter Vorbehalt, aufgrund der Corona-Pandemie. Derzeit sind die Begehungen im Gotteshaus nur mit der sog. „2G-Reglung oder geboostert“ möglich, inbegriffen das Tragen einer FFP2-Maske.


Bilder und Text: Michael Blandowski