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Gemeindebrief April-Mai 2025

 

Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?

 

Da ist er unterwegs, den schweren, langen Weg zurück in sein Heimatdorf. Der Kopf ist leer, das Herz schwer, die Seele schwarz. Alles, wofür er das letzte Jahr gelebt hat, alles, woran er geglaubt hat: ausradiert, weggewischt, gestorben. Er sieht keine Zukunft, hat keine Perspektive, alle Hoffnung zunichte gemacht. Der Weggefährte, der mit ihm geht, hat auch keine Worte für die Leere, die sie beide fühlen. Jetzt nur zurück in die Heimat, sich verkriechen, verstecken. Aber welchen Sinn macht das Leben noch?

 

Plötzlich ist da einer neben ihnen, der fragt nach, will wissen, warum sie so traurig, so kraftlos sind. Langsam finden die beiden Worte für das, was sie erlebt haben, reden von ihrer enttäuschten Hoffnung auf eine andere, bessere Welt; von der Gemeinschaft, die es nun nicht mehr gibt; von der Kraft, die ihnen beides gegeben hat. Der Fremde hört zu, fragt nach, macht ihnen Mut. Und als sie am Ziel angekommen sind, laden sie ihn zum gemeinsamen Essen ein. Er hat ihre Seelen gespeist, dann soll er auch seinen Leib mit ihnen stärken. Erst beim gemeinsamen Essen erkennen sie, dass der Fremde ihr altbekannter Meister war, nicht mehr tot im Grab, nachdem er am Kreuz gestorben war, sondern auferstanden von den Toten. Als sie das erkennen, verschwindet er so unvermittelt wie er kam, denn nun brauchen sie ihn nicht mehr. Sie sind mit neuer Hoffnung erfüllt, ihre Herzen haben wieder Feuer gefangen.

 

„Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?“ so spüren sie das neue Leben, das sie erfüllt, in sich. Und wenn das Herz brennt, dann werden die Beine schnell und der Mund will erzählen vom Erlebten. Also geht’s im Laufschritt zurück, um von der neuen Hoffnung zu berichten und andere Herzen anzustecken.

 

Die Geschichte der Emmaus-Jünger beschreibt für mich am schönsten, was Ostern ist. Da ist spürbar, was der Glaube an die Auferstehung, an neues Leben bedeutet. Menschen haben wieder Hoffnung, eine Perspektive, die sie verloren hatten, weil sie Jesus begegnen; weil da einer ist, der mit ihnen geht und ihnen zuhört.

 

Derweilen sitze ich an meinem Schreibtisch zwischen der Notwendigkeit sich um Klimaschutzkonzept und Schutzkonzept gegen sexuelle Gewalt zu kümmern, zwischen Vorbereitung der Presbyteriumssitzung und Nachbereitung des Regionalplanungsrates und dem Schreiben der nächsten Predigt.

 

Wenigstens im Gottesdienst begegne ich noch Menschen, kann ihnen zuhören und mich auch selbst mit guten Worten stärken lassen. Einander begegnen, einander von der Hoffnung, die Menschen erfüllt, erzählen - dazu habe ich meinen Beruf angetreten (und wurde immer mehr zur Verwaltungskraft gemacht). Doch da ist immer noch ein Funke in meinem Herzen, der darauf wartet, mich zu entflammen, neues Leben in die Gemeinde zu bringen. Vielleicht gelingt es ja zusammen?

 

Ihre Martina Lembke-Schönfeld

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